London Grammar, das Trio um Sängerin Hannah Reid, gaben sich zum ersten Mal in der Hauptstadt die Ehre, eine Stadt in der, so Reid, alles so „sauber und effizient“ sei, was als Beschreibung auch ein bisschen auf das Konzert zutrifft, dass die gefeierten Newcomer jetzt im Grünen Salon der Volksbühne gaben, weich und zart beginnend, zugeschnitten und ausgerichtet auf Reids klare und fast schon zu saubere Stimme, die zwar in unglaublicher Präzision und Klarheit die Band durch das kurze Set führt, aber noch zu wenig Brüche aufweist. In den besten Momenten, wenn die Beats einsetzen, rumpelnde TripHop-Referenzen mit Tanz-Appeal und Massive Attack-Charme, dann machen London Grammar Spaß, dann finden Reids füllige und verspielte Stimme und die Musik zueinander und verwandeln den Raum in eine Kammer der Andacht, samt Fenster mit Stadionblick. Doch London Grammar sind noch zu versiert, zu schüchtern, wagen live nichts, füllen die Bühne (noch) nicht aus, wobei das Potential von Musik und Songwriting bereits offen auf der Hand liegt. Wenn man den knapp fünfzig minütigen Auftritt im Grünen Salon der Volksbühne gestern als Preview betrachtet, liegt man wahrscheinlich richtig, denn es besteht die Möglichkeit, dass London Grammar sich noch weiter finden werden und auf der Bühne noch mehr Momente erzeugen, in denen man instinktiv die Hand seiner Begleitung greift. Und spätestens dann wird der Grüne Salon der Berliner Volksbühne zu klein sein für diese Band, die London nicht nur im Namen trägt, sondern die Stadt auch musikalisch umschreibt. Und ein Gefühl zu erzeugen ist nicht der schlechteste Beginn einer Freundschaft zwischen Band und Publikum.
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(JF)