Archive for Januar, 2012

Jason Starr: „Brooklyn Brother“

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Die biografischen Angaben des Verlages weisen den Autoren Jason Starr als 1968 im ‘Stadtteil Brooklyn’ geboren und als in New York lebend aus. Wahrscheinlich lebt er aber schon lange nicht mehr in Brooklyn, denn was Starr in seinem neuen Roman „Brooklyn Brothers“ beschreibt entbehrt jeglicher Schmeichelei. Starr erzählt von einer vom Niedergang der letzten Jahre erschöpften und enttäuschten urbanen Unter- und Mittelschicht, die das Gefühl, es fast einmal geschafft zu haben, es zumindest mal schaffen zu können, schon längst nicht mehr kennt und sich in Familien-, Berufs- und Gangstreitigkeiten zermürbt.

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Starr skizziert Brooklyn als tristes Loch der Ausweglosigkeit, dem man nur entrinnen kann, wenn man rappt, mit Drogen dealt oder es als Profisportler in einer der großen Ligen schafft. Was dann folgt sind Geld, Frauen, teure Autos, Privilegien, Designerklamotten und Ruhm.

Starrs Protagonisten verkörpern diesen Traum, doch während der eine zum gefeierten Baseballstar avanciert, kämpft sich sein ehemaliger und weitaus talentierterer Little-League-Weggefährte und Jugendfreund als Anstreicher durch den harten Brooklyner Alltag. Seine Eifersucht bringt den Stein ins Rollen, der eine Geschichte anstößt, die von Armani über Glock und Crack und Crips bis Nas und Eminem, kein Klischee auslässt und in deren Mittelpunkt, what else, eine Frau steht, als Spielball und Mittel zum Zweck, aber auch Verkörperung des ‘kleinen Glückes’.

„Brooklyn Brothers“ spielt nicht mit Vorurteilen und Klischee, leider, dieser Roman bedient sie und wenn man ‘Jason Starr’ googelt (das Buch wartet ohne Autorenportrait auf) und feststellt, dass er nicht schwarz ist, überkommt einen das unweigerliche Gefühl, dass hier jemand Rache nimmt, an Brooklyn, an den Brothers. Und das, auch wenn dieser Roman unterhält und in seiner Einfachheit überzeugt, muss man nicht gut finden. Es gibt mehr zu erzählen als das. Wer das Buch als temporeiches Eifersuchtsdrama mit jeder Menge Mord und Drogen liest und sich gerne in zerrüttete Biografien einliest, wird mit „Brooklyn Brothers“ ein paar vergnügsame Stunden erleben.

Elmar Bracht

Arbeiterklassenethos und Revolutionsromantik

Dropkick

Man kennt das aus der eigenen musikalischen Sozialisation: Man lernt einen Song kennen, verliebt sich in ihn, schwört ihm ewige Treue und nach einer intensiven, aber in der Regel doch alles andere als ewigen Phase der gegenseitigen Wertschätzung, wird er nach und nach immer öfter im Shuffle-Mode übersprungen bis er irgendwann den Weg allen Irdischen geht und in der Versenkung verschwindet. Mein Song für die Ewigkeit heißt „Fields Of Athenry“, die Band Dropkick Murphys und unsere gemeinsame Phase der Wertschätzung nähert sich inzwischen trotz aller gegenteiligen Erfahrungen dem „Ewigkeits“-Status.

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Magisch… Überhaupt sind die Murphys um ihre Doppelspitze aus Sänger Ken Casey und Basser Al Barr mit einigen Stücken vertreten, die mal das eherne „irgendwann nervt alles“-Gesetz brechen können. Live ist die Folkpunk-Institution aus Boston sowieso legende, denn wenn der grundehrliche Arbeiterklassenethos, der sich als roter Faden durch die Bandgeschichte zieht, von mächtigen Dudelsackkaskaden in eine pogohungrige und feierwütige Menschenmenge gefeuert wird, spritzen Schweiß und Funken. Dass die US-Iren für ihr aktuelles Album „Going Out In Style“ nicht nur Platz 19 der deutschen Charts erobern, sondern sogar den „Boss“ persönlich zu einem Stelldichein bewegen konnten, zeigt sowohl den kommerziellen, als auch den künstlerisch-ideologischen Standard, den die Band inzwischen hat.

Anfang 2012 beehren die Murphys nun endlich mal wieder heimische Gefilde und spielen immerhin 5 Shows auf deutschem Boden. Wer einem anständigen, Guinness-geschwängerten Pogo nicht abgeneigt ist, wer die Revolutionsromantik liebt, die das traditionelle Liedgut der irischen Einwanderer transportiert oder schlicht und einfach einer verdammt hart arbeitenden Klasseband anschauen möchte, sollte einer dieser leider viel zu seltenen Gelegenheiten dringend wahrnehmen.

27.01.2012 – Hannover – AWD Hall
29.01.2012 – Berlin – Columbia Halle
30.01.2012 – Leipzig – Haus Auensee
01.02.2012 – Ludwigsburg – Arena
06.02.2012 – Düsseldorf – Mitsubishi Electric Halle

Tickets für die Shows gibt es u.a. auf www.eventim.de oder an allen CTS-Vorverkaufsstellen.

Till Erdenberger

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