Die biografischen Angaben des Verlages weisen den Autoren Jason Starr als 1968 im ‘Stadtteil Brooklyn’ geboren und als in New York lebend aus. Wahrscheinlich lebt er aber schon lange nicht mehr in Brooklyn, denn was Starr in seinem neuen Roman „Brooklyn Brothers“ beschreibt entbehrt jeglicher Schmeichelei. Starr erzählt von einer vom Niedergang der letzten Jahre erschöpften und enttäuschten urbanen Unter- und Mittelschicht, die das Gefühl, es fast einmal geschafft zu haben, es zumindest mal schaffen zu können, schon längst nicht mehr kennt und sich in Familien-, Berufs- und Gangstreitigkeiten zermürbt.
WeiterStarr skizziert Brooklyn als tristes Loch der Ausweglosigkeit, dem man nur entrinnen kann, wenn man rappt, mit Drogen dealt oder es als Profisportler in einer der großen Ligen schafft. Was dann folgt sind Geld, Frauen, teure Autos, Privilegien, Designerklamotten und Ruhm.
Starrs Protagonisten verkörpern diesen Traum, doch während der eine zum gefeierten Baseballstar avanciert, kämpft sich sein ehemaliger und weitaus talentierterer Little-League-Weggefährte und Jugendfreund als Anstreicher durch den harten Brooklyner Alltag. Seine Eifersucht bringt den Stein ins Rollen, der eine Geschichte anstößt, die von Armani über Glock und Crack und Crips bis Nas und Eminem, kein Klischee auslässt und in deren Mittelpunkt, what else, eine Frau steht, als Spielball und Mittel zum Zweck, aber auch Verkörperung des ‘kleinen Glückes’.
„Brooklyn Brothers“ spielt nicht mit Vorurteilen und Klischee, leider, dieser Roman bedient sie und wenn man ‘Jason Starr’ googelt (das Buch wartet ohne Autorenportrait auf) und feststellt, dass er nicht schwarz ist, überkommt einen das unweigerliche Gefühl, dass hier jemand Rache nimmt, an Brooklyn, an den Brothers. Und das, auch wenn dieser Roman unterhält und in seiner Einfachheit überzeugt, muss man nicht gut finden. Es gibt mehr zu erzählen als das. Wer das Buch als temporeiches Eifersuchtsdrama mit jeder Menge Mord und Drogen liest und sich gerne in zerrüttete Biografien einliest, wird mit „Brooklyn Brothers“ ein paar vergnügsame Stunden erleben.
Elmar Bracht