Das war ein Schlag ins Wasser… Der Einstieg zu diesem Review sollte eigentlich aus einer Aufzählung längst vergessener Nummer 1-Interpreten des Jahres 1976 bestehen, dem Jahr, in dem ABBA ihre ersten Singles an der Spitze der deutschen Charts platzieren konnten. Aber neben “Fernando”, “Money, Money, Money” und “Dancing Queen” standen da immerhin noch “Moviestar” von Harpo oder Boney M.s “Daddy Cool”. Zugegeben, alles ebenfalls unsterbliche Hits.
Ein Blick auf die Albencharts verschafft auch keine Lösung: Neben zahlreichen Hitkompilationen trafen Otto und Neil Diamond den Geschmack der Deutschen am konstantesten. Deshalb anders: 2012 kommt, zum 40. Geburtstag der Gruppe, ein Doppel-Best-Of-Album mit 39 Songs (beinahe alle im allerengsten Sinne Hits – sowohl kommerziell als auch künstlerisch) raus. Welcher der bereits genannten Musiker und Bands wurde so geehrt? Klar, kann nur ABBA sein, denn keine andere Band konnte in so kurzer Zeit so viele Hits produzieren, die mehr als einer Generation im kollektiven Gedächtnis verhaftet blieben, wie die vier Schweden. 370 millionenfach verkauften sich die lediglich sieben Studioalben, die ABBA in nur acht Jahren veröffentlichten. Zahlen, die heute undenkbar sind. Und das nicht nur wegen des im Zusammenbruch befindlichen Marktes, sondern auch, weil Ausnahmemusiker, wie die beiden Komponisten Benny und Björn nicht alle Jahre ihr Talent in einfache, aber doch nie flache Melodien und Lieder gießen können. Natürlich, über Sinn und Unsinn einer Best-Of-Zusammenstellung lässt sich immer trefflich streiten, gerade weil die meisten der so “Geehrten” in aller Regel kaum 15 Stücke zusammen bekommen, die den Test der Zeit vorbehaltlos überstanden haben.
Im Falle von “Abba – The Essential Collection” ist solcherlei schlicht ungehörig, denn diese 39 Stücke umfassende Compilation ist nicht nur für die “Generation Download” so etwas wie der Türsteher zum Club der Eingeweihten: An dieser Zusammenstellung kommt man einfach nicht vorbei, wenn es um den Eintritt in die zeitlose popmusikalische Hochkultur geht. Aber Vorsicht: Achtet auf die Zwischentöne, denn die ABBA-Kompositionen sind alles andere als einfache Kost, wenn man sich die Mühe macht, auf die Zwischentöne zu hören.
Till Wilhelm