Archive for August, 2012

BLANK FASHION FOTOS – Pt. 8

Fotografie: Matthias David
Model: Nadiya „Noko“ Gönenli
Haar/Makeup-Stylistin: Frederike Gutleber

An der Kulturbrauerei gibt es Kultur und eine Menge Filmpremieren. Es gibt ein russisches Theater und leider nicht mehr das NBI, einen bis zum Zeitpunkt seiner Schließung richtig coolen Laden mit coolen Konzerten und die ursprüngliche Heimat u.a. von „Tiere streicheln Menschen“. In der Kulturbrauerei gibt es zuweilen auch Shootings. Manchmal auch fürs BLANK.

Thomas Glavinic

Thomas Glavinic

An einem verregneten Mittwoch Nachmittag treffe ich den Schriftsteller Thomas Glavinic. Vor unserem Interview war mir bekannt, dass er 37 Jahre alt ist, dass „Das Leben der Wünsche“ seine siebte Romanveröffentlichung ist, die er alle auf einer 30 Jahre alten Schreibmaschine, für die es kaum noch Farbbänder gibt, getippt hat und dass er nach Daniel Kehlmann, mit dem er befreundet ist, der meistübersetzte Autor der jüngeren österreichischen Generation ist. Was heißt das nun? Keine Ahnung.

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Das Urheberrecht, im unbekannten
Wesen liegt die Verführung.
Und die Vergütung.
Aber warum es mich auch nicht
mehr wirklich interessiert.

von Johannes Finke

Eines vorneweg: Ich kann leider keine Auswege aus dieser vermeintlichen Kulturkrise anbieten. Nichts was Diskutierenden und Diskurs wirklich weiterhilft. Ich habe auch ehrlich gesagt noch nichts gehört oder gelesen, was das macht. Auch wenn unglaublich viele unglaublich viel fordern und sich am Auswurf von Halbwissen und am Austausch von Beleidigungen beteiligen, so fällt es doch schwer den eigentlichen Kern des Problems zu erkennen. Ich zumindest habe das noch nicht. (mehr…)

Los, geh auf die Knie!

Teresa Bücker sucht den „hommes à femmes“ und findet Verachtung für das System DSK.

Er sieht ihr in die Augen. Dann gibt er ihr seine Hand und hält ihren Blick. Er zittert leicht. Dominique Strauss-Kahn versteht dies als Entschuldigung. Die Situation berührt ihn. Selten in seinem Leben hat er die Möglichkeit, Reue zu zeigen, angenommen. Er widersteht der Notwendigkeit um Verzeihung zu bitten nicht. Dieser Akt wird nicht der letzte sein.

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ICE of the living dead

von Stefan Kalbers

Ich habe einen Traum, und der geht so: Schichtbeginn Samstag mittag 14.00 Uhr. Ich komme aus dem Freibad direkt zur Arbeit. Und zwar mit dem Taxi. In einer Plastiktüte stecken mein nasses Handtuch, das Duschgel, eine Packung Gummibärchen und eine verklebte Ausgabe von Willards Fußfetisch Magazin. Ich steige aus dem Taxi ohne zu zahlen, denn ich habe eine Taxiflatrate. Vor dem Bahnhof grüße ich den ein oder anderen Kollegen von Ferne. Mein Bauch quillt fettig über den Saum der Badehose. Mein Kopf, mein ganzer Körper ist von der ungewohnten Sonne krebsrot und total verbrannt. Die Schlappen an meinen Füßen machen ein floppendes Geräusch. Ich steige in meinen ICE, schließe die Führerkabine auf und mache als erstes den Technikcheck. Anschließend laufe ich alle Waggons ab. Es gibt keine Reservierungen. Es gibt außer mir kein Personal. Alle Plätze sind frei, alle Wagen sind leer. (mehr…)

Foll Lustik

lol

Die deutsche Sprache brachte der Welt wunderbare Kunst: Die Lyrik Goethes, die Prosa von Grass oder die Wortmacht von Polt.

Die Autoren Manuel Grebing und Stephan Scheler brachten der Welt immerhin schon zwei Ausgaben von „Cumshots“, zwei wunderbaren Dokumentationen der Absurditäten der Sexfilmchenindustrie. Im Sommer 2012 haben beide ihre Kompetenzen vereinigt. Das Ergebnis heißt „Lolst du noch oder roflst du schon“ und ist eine überaus komische, gleichermaßen schonungslose, womöglich erschreckende und hoffentlich nicht repräsentative Bestandsaufnahme des Deutschen im 21. Jahrhundert.

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Und auch, wenn die dokumentarische Wissenschaft Kategorien wie „erschreckend“ nicht kennt, dürfte den Autoren bei ihrer Arbeit das Lachen manches mal gefroren sein. Der Gegenstand ihrer Beobachtungen war nämlich noch weit absurder, bizarrer und schlüpfriger als die Recherche im Pornomilieu: Ihr neues Buch präsentiert die Welt der Youtube-Kommentare. Ein Binnenkosmos von Kurzprosa, zusammengekürzter, meinungsstarker Diskursraum und obskurer Plattheiten zwischen Fäkalausfällen und Nazivergleichen unter dem Deckmantel der Anonymität. Oder wie der geneigte Youtube-User es wohl sagen würde: ROFLMAO, ihr Noobs!

„Lolst du noch oder roflst du schon“ könnte man ohne weiteres als ein kleines, unterhaltsames Büchlein durchwinken. Denn das Milieu, in das die Autoren hinab gestiegen sind, wimmelt von absurd komischen, weil überheblichen und mitteilsamen Dummköpfen, die andere User zurechtweisen. Rechtschreibung und Grammatik haben hier unten keine Befugnisse mehr. Das sieht dann so aus: „Was ist das für ein phychiopat“, „scheiss gymnasier“, „jaja das opfa hat gestan kasiet“, „was für eine HOLE nuss“ oder „die hat wohl nur 1 iq“. Je stärker der Grad der Empörung, je größer die Überzeugung der User, auf der richtigen Seite zu stehen, desto größer ist der Lesespaß. In kleinen Dosen wohlgemerkt, denn die Schmerzgrenze ist spätestens dann erreicht, wenn man sich vom amüsierten Dauerkopfschütteln eine Nackenzerrung geholt hat.

„Lolst du noch oder roflst du schon“ ist eine Dokumentation des Grauens und dabei brüllend komisch. Dabei befriedigt sie eigentlich „nur“ die gleichen Instinkte, wie das Ansehen von Scripted Reality-Sendungen: „Die da unten und wir hier oben“ oder einfach „das kann doch nicht wahr sein“. Denn inhaltlich haben die allerwenigsten Kommentare so etwas wie Witz oder gar Geist zu bieten. Und deshalb soll das Buch auch mehr sein als der kleine komponierte Klamauk. Die Autoren haben den Titel um die Unterzeile „Die Feränderung der deutschen Sprache“ ergänzt und weisen im Vorwort halb ironisch, halb ernst darauf hin, dass ihre Arbeit „Pflichtlektüre für alle Germanistikstudenten und Deutschlehrer“ sei. Und damit haben sie natürlich – vollkommen unironisch – völlig Recht, denn die deutsche Sprache kennt nicht nur zwei Lautverschiebungen und eine jüngere Rechtschreibreform, sondern muss sich auch mit ihrer Pervertierung oder Mutation in Zeiten des Internets, von Smartphones und damit einhergehender Mikrokommunikation plagen.

Goethe wäre mit dieser Youtube-Ausgabe des Deutschen genauso unmöglich gewesen wie der Faschisten-Agitator Goebbels. Denn was reimt sich schon auf „geowned“ oder „Hässlon“ und wie will man einen Epic Fail wie den Zweiten Weltkrieg entfesseln und später rechtfertigen, wenn einem nur Vokabeln wie „Fratzenfasching“, „Daumenbettler“ und „Geilomatiko“ zur Verfügung stehen?

Scheler und Grebing haben deshalb nicht nur jedem der acht thematisch geordneten Kapitel eine kommentierende Einleitung voran gestellt, sondern auch ein Vorwort verfasst, durch das sich wohl nur die wenigsten der vorgestellten Anonymen Youtuber arbeiten dürften. „Lolst du noch oder roflst du schon“ ist aber natürlich Unterhaltung pur. So gemeint, so konzipiert und vor allem auch genau so in der Wirkung. Es ist aber allemal das Verdienst der Autoren, dass sie ihr Werk durchaus auch als Fleißbeitrag in den Diskurs rund um den aktuellen Zustand der Sprache der Dichter und Denker einbringen. Und wo die Frage nach „gutem“ und „schlechtem“ Deutsch ganze Essaybände füllt, sich deutschlandweit zig Lehrstühle mit dem Wandel der Schriftsprache auseinander setzen und kein Sarrazin mehr ohne den Verweis auf die Verrohung der Sitten und die Gefahr für das deutsche Bildungsbürgertum durch den Angriff von außen und unten auskommt, machen Scheler und Grebing auf 176 Seiten weiter das, was sie können: Beobachten, sortieren und den Rest einfach für sich stehen lassen. Das ist unheimlich unterhaltsam. Und gar nicht gefährlich. Und man kann es prima zweimal lesen. Einmal als Voyeur, einmal als Wissenschaftler. Nix mit „plamasche opfa“, „Lolst du noch oder roflst du schon“ kürzt die Frage nach Sinn des Sprachwandels auf Daumendicke ab: Es ist zu komisch, um darüber traurig zu sein. Aber bitte, bitte lasst sie nie raus aus diesem Youtube.

„Lolst du noch oder roflst du schon?“ erschien am 30.7. im Metronom Verlag.

Till Erdenberger

Paul Auster: „Sunset Park“

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Paul Auster hat nach seinem Meisterwerk „Unsichtbar“ einen neuen Roman veröffentlicht. Grund genug, dass sich wie vor „Unsichtbar“ viele Kritiker, Marcel Reich-Ranicki lässt grüßen, wieder auf ihn stürzen. Natürlich war es nicht die höchste englische Aristokratie von Herrn Auster, dass er in Interviews betonte die Geschichte als metaphorischen Ausdruck für den amerikanische Wirtschaftlage verstanden wissen zu wollen und diese noch dazu in nur fünf Monaten aufgeschrieben habe, aber und hier kommt das große ABER: Auster macht das, was ihn seit „Stadt aus Glas“ zum großen Paul Auster macht. Er erzählt tausende Geschichten in einer und am Ende klappt man den Buchdeckel zu (wie immer) im Glauben direkt dabei gewesen zu sein, diesmal in jenem leerstehenden Haus mitten in Brooklyn.

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Einige der besten Zeilen:

- Keine Pläne haben, soll heißen, nichts ersehenen und nichts erhoffen, mit seinem Los zufrieden sein, hinnehmen, was die Welt einem von einem Sonnenuntergang zum nächsten zuteilet.

- Er geht davon aus, dass die Zukunft hoffnungslos verloren ist, und wenn die Gegenwart alles ist, was jetzt zählt, dann muss es eine Gegenwart sein, die vom Geist der Vergangenheit durchdrungen ist.

- Sie will ihr Leben nicht abwürgen, bloß um ihr Leben zu überleben.

- Beide sind jetzt zweiundsechzig, und wenn sie auch bei guter Gesundheit sind, weder fett noch kahlköpfig noch reif für den Abdecker, so haben sie doch graues Haar und auch davon nicht mehr so viel wie früher, und beide sind an dem Punkt angelangt, wo Frauen unter dreißig, vielleicht sogar vierzig, nur noch durch sie hindurchsehen.

- Er nahm an, sie habe es vergessen. Vergessen ist keine Sünde – nur schlichtes menschliches Versagen.

- Beschädigte Seelen. Wandelnde Versehrte, die vor Publikum ihre Adern aufschneiden und bluten.

Auster bleibt sich selbst treu. Seine Kritiker leider auch. (Mal sehen was sie sagen, sollte er für „Unsichtbar“ am Ende noch vor Feuilleton-liebling Philip Roth den Nobelpreis bekommen.) „Sunset Park“ ist ein schöner, höchst atmosphärischer Auster-Roman.

Roman Libbertz

Liebe Freunde des BLANK Magazins,

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wir haben in den letzten Wochen eine neue Ausgabe zusammen gezimmert, die ab sofort als E-Paper zum Anschauen bereit steht. Wir haben einen gewohnt bunten Themenmix zusammen gerührt und so stehen LINKIN PARK neben DER W, eine Assoziation über Sex neben einem Essay zum Thema Ultras und auch sonst viel Lesens- und Wissenswertes neben Themen, die wahrscheinlich noch niemand auf dem Schirm hatte. Und ja, wir bringen wieder jede Menge Material per Gewinnspiel unter unsere Leser. Ihr seht, mal reinschauen lohnt sich in jedem Fall. Wir würden uns freuen, wenn ihr das hier tun würdet.

Viele Grüße und gute Unterhaltung, Eure BLANK Redaktion.

Telekom Street Gigs mit
Billy Talent in Leipzig

TelekomStreetGigsBillyTalent

Ihr habt es in unserem aktuellen E-Paper bestimmt gelesen: Die Telekom Street Gigs sind selbst für die ganz Großen und Weitgereisten wie Linkin Park etwas besonderes. Und das nächste Event aus der Reihe steht schon wieder in den Startlöchern. Am 29.08. werden die Alternative-Veteranen BILLY TALENT in Leipzig das kleine Gasometer wieder ordentlich unter Druck setzen und die traditionsreiche Industriekulisse in eine postapokalyptische Punklandschaft unter offenem Stahlnetzhimmel verwandeln.

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Mit im Gepäck: Bewährte Klassiker und noch unveröffentlichte Perlen des im September erscheinenden neuen Albums. Tickets gibt es nicht zu kaufen, sondern nur unter www.telekom-streetgigs.de zu gewinnen. Wir haben auch keine Tickets, dafür ein funkelnagelneues HTC Desire C (inkl. HTC In-ears) für euch. Das Teil hält mit seiner leistungsstarken 5 MP-Kamera selbst dem Druck eines Billy Talent-Gigs stand, passt kompakt in jede Hosentasche und dank Beats Audio habt ihr auch außerhalb der Konzerte immer den spektakulärsten Sound von allen am Start, versprochen. Wenn ihr euch das Schätzchen sichern wollt, schreibt bist zum 28.08. eine Mail mit dem Betreff “Billy Talent/ Telekom” an verlosung[at]blank-magazin.de.

Eine Insel in Kairo

von Boris Guschlbauer

Dieser Verkehr, so tödlich wie eine neunköpfige Hydra. Schlägt man ihr einen Kopf (=Taxi) ab, so wachsen zwei neue nach, die mit ihrem gefräßigen Maul nach alles und allem schnappen. Jeder Schritt sollte deshalb gut überlegt sein, denn jeder könnte der letzte sein in diesem Chaos aus tieffliegenden PKWs, LKWs, Mikro-, Mini- und Linienbussen. Hupen übertönen das Leben, lassen jeden Fußgänger bis ins Mark erschüttern, die Lautstärke warnt, verschafft sich freie Fahrt – die Trompeten von Jericho, die die letzten standhaften Mauern in einem zum Einsturz bringen.

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