Theo Boone ist wieder da.

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John Grisham ist für die leichten Jobs nicht zu haben: In einer Gesamtauflage von inzwischen rund 250 Millionen Exemplaren fesselt er weltweit mit penibel recherchierten Justiz- und Kriminalplots sein Publikum, schreibt Sach- und Drehbücher und ist nebenbei noch Baseballfunktionär. Kein Mann, der die dünnen Bretter bohrt. Sein aktuelles Projekt ist aber immer noch ungleich ambitionierter, als alles, was der Autor in der Vergangenheit angefasst hat: Er führt eine Generation von Kurznachrichtenlesern in die Welt des mehrhundertseitigen Justizthrillers ein.

“Unter Verdacht” ist der dritte Teil der Reihe um Theo Boone, 13-jähriger Junganwalt aus dem Kleinstädtchen Strattenburg, die nicht nur junge Erwachsene, sondern vor allem die Leser im Alter des juvenilen Helden begeistern soll. Dabei macht es der Autor seinem neuen Publikum nicht zu leicht. Theo Boone ist kein einzelkämpfender Enid Blyton-Charakter, kein juristisch vorgebildeter Harry Potter und auch ansonsten kein Typ, den man sich als besten Kumpel zum gemeinsamen Durchdickunddünngehen wünschen würde. Nein, Theo ist immer etwas zu klug, er weiß immer etwas zu viel und neigt dazu, mit seinem Ehrgeiz zu überfordern. Dazu stammt er zu allem Überfluss noch aus gutem Hause (alter Justizadel) und ist damit seinen Altersgenossen per se nicht ganz geheuer. Dennoch ist er Sympathieträger, denn der scharfsinnige Ermittler ist auch hilfsbereiter Mitschüler und guter Freund. Ein Freund eben, dem man mit ein wenig Abstand gerne dabei zuschaut, was er macht und wie er es macht. In “Unter Verdacht” ganze 320 Seiten lang. Denn so lange braucht der Junganwalt in eigener Sache, sich selbst von Vorwürfen reinzuwaschen: Nach dem Einbruch in einem Computerladen wird die Beute in Theos Spind gefunden. Eine Verschwörung, ganz offensichtlich. Man möchte ihm schaden. Nur wer? Und wieso? Die Suche nach Antworten führt Theo Boone auf die Spur eines skrupellosen Widersachers, der sich für kein Mittel zu schade ist, seinem Gegner zu schaden. Aber warum? Die Motive dafür liegen in einer gemeinsamen Vergangenheit ohne gemeinsame Zukunft, wie Theo bald heraus findet. Mit mehr Aktion, mehr unmittelbarer Auseinandersetzung mit einem bedrohlich über dem 13-Jährigen liegenden Schatten aus Gefahr und Verrat ist “Unter Verdacht” der bisher fesselndste Teil der Reihe.  Grishams Sprache, dieser bestechend klare und nüchterne Stil, die emotionale Sachlichkeit, setzt sich in dieser neuen, jüngeren Welt ohne anzugtragende Paragraphenreiter fort. “Theo Boone” ist eine Jugendbuchreihe auch für Erwachsene, die in der Tradition der großen Vorbilder steht: Es geht um knifflige Fälle, um überraschende Wendungen, auch um Freundschaft und die großen Werte. Nur eben nicht in einer Welt voller Ferien, Übernachten im Freien und rettende Zauberkunst. Zumindest keiner überirdischen. “Theo Boone” ist ein meisterhafter Versuch, die Abenteuer der Jugend mit der Sprache der Erwachsenen zu beschreiben, ohne dabei irgendjemanden zwischen den Zeilen zu verlieren.

Till Erdenberger

 

John Grisham – Theo Boone unter Verdacht
Heyne, 320 Seiten

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