Manchmal sind es die Kleinigkeiten, das Unerwartete. Im Transit zwischen Hoffnung und Schmerz, irgendwo in einem gutbürgerlichen Viertel in Berlin, wenn es gutbürgerlich noch gibt. Geht es doch vielmehr um die urbane Hoffnung, die Romantik und um die Zuneigung. Ein weiches Fell. Flausch. Verantwortung lernen und bla bla bla. An der Ampel ein Mädchen mit Geigenkoffer, die sofort tauschen würde. Doch das Geigespielen habe ich selbst schon eingetauscht. Da war ich dreizehn. Und getauscht habe ich die Geige gegen ein Schlagzeug. Richtig gemacht haben es meine Eltern.
Man entscheidet sich ja in diesem Alter nicht unbedingt alleine. Doch nervende Nachbarn waren ihnen schon immer lieber als nervende Kinder. Und außerdem gab es ja noch einen Keller. Der wurde auch bitter nötig, als wir später anfingen so etwas wie Musik zu machen. Röhrenverstärker und so. Allein schon Punkrock wegen Unkenntnis, Arroganz und Dilettantismus. Was eine Zeit. An all das muss ich denken, während ich im Wartezimmer von Tierarzt Dingsbums (der bei mir übrigens einen durchaus kompetenten Eindruck hinterlassen hat) sitze und feststelle, wie fremd mir dieser Ort in seinem Wesen, ja, wie fremd er mir in seiner ganzen Existenz ist. Aber wer mag schon Wartezimmer. Wartehallen. Wer mag schon warten. Ich nicht. Und ich muss nicht. Mir bleiben zwei Minuten für die Fotos. Ich zahle 32 Euro und 50 Cent und frage noch, ob der Arzt sich sicher sei, dass das Kaninchen kein Valium brauch. Oder Tafil für die Angstzustände. Oder eine Pille, die einen Hund aus ihm macht.
(Text & Fotos: Johannes Finke)