erschienen bei: luxbooks
Illustration: simone kornappel
Ein wunderbares, lila farbenes Buch liegt in meinen Händen. Also so ein Buch, das zeigt, warum Print nicht sterben, das zu einem hübschen Begleiter werden kann. Ich schlage es auf und finde kurze, gebündelte Gedichte in Blockform, mit Punkten, in Kleinschreibung. Eins pro Seite. Zuerst fällt es mir ein wenig schwer in die Sprache zu finden, auch wenn ich die Gedichte von Jan Skudlarek bereits kenne. Es ist schließlich der Versuch die Welt, wie sie sich uns zeigt, mit Worten zu beschreiben, die aus dieser Welt kommen. Ich mag das. Lyrik sollte immer der Versuch sein in der Welt der Wörter Entdeckungen zu machen, Kombinationen zu finden, die etwas ausdrücken, was vorher nicht ausgedrückt werden konnte. So werden alt bekannte Momente genauso neu gefasst, wie neue Momente überhaupt erst eingefangen.
Skudlarek versteht sein Handwerk, arbeitet mit dem lyrischen Doppelcharakter, der das Gedicht erst zum Puzzle und so zum Gedicht macht. Gedichte sind immer auch Puzzle, verschachtelte Momentaufnahmen, denen eins sich Stück für Stück nähert. Ein dicker Schwall Realität versteckt hinter Worten, die anders genutzt werden, als wir es gewohnt sind und dennoch Dinge beschreiben, die wir kennen, denen wir vertraut sind. Irgendwie. Und deswegen scheint es beim ersten Lesen, dass sich Skudlarek in der Mühe die Welt in ihrer heutigen Beschaffenheit zu erfassen, ab und an in dem Smog, den er zu beschreiben sucht, verliert. Und doch, wenn eins genau hinschaut, dann zeigt sich im metamodernen Nebel eine Haltung. Zaghaft, wie es junge Lyriker gerne tun. Und so erwacht die Hoffnung auf einen künftigen Lyriker, der sich einmischt, mit abermaligem Lesen.
Und wie es so ist mit guten Gedichten, harmonieren sie mit einem Teil deines Lebens, von dem du weißt, dass er nichts mit dem Leben desjenigen zu tun hat, der das Gedicht schrieb. Wenn die Momentaufnahme zum Moment wird.
Was bleibt also am Ende von Elektrosmog? Skudlarek findet Worte für eine Welt, die kaum noch wörtlich zu nehmen ist, schreibt Gedichte, die anregen, die aufrütteln, zum Nachdenken anregen und irgendwie doch seltsam bleiben, unzugänglich, verschlossen. Metamoderne Lyrik vom Feinsten. Aber ich mag ja auch Jazz.
Abgesehen davon, will ich jetzt nochmal Fight Club gucken.