Emess ist eine coole Sau. Das zu sagen, fällt mir nicht schwer. Erstens hatte ich das Privileg, ihn persönlich kennenzulernen. Zweitens, und das spielt eine viel größere Rolle, kannte ich ihn schon vorher durch seine Kunstwerke. Die ersten Dinge, die ich erspähte und ihm zuordnen konnte, waren Schablonen. Gepixelte Gesichter und Soldaten, die sich abseilen. Es folgten diverse gleichermaßen liebenswerte, wie kritische öffentliche Installationen: pinke Spielplätze, die nicht zum spielen gedacht sind, verkehrtherum gekreuzigte, lebensgroße Jesusfiguren, Melodien spielende Vogelhäuschen mit Windrad. Alles Grandios!
Emess Hauptaugenmerk liegt jedoch immer noch auf der Schablone: er entleiht Bildnisse bekannter Persönlichkeiten von handelsüblichen Geldscheinen, bringt diese an die Wand und/oder stellt sie mittels poppigem Overlayering in einen neuen Kontext zueinander und zu sich selbst. So stehen sich Che Guevara und JFK sowie Nelson Mandela und Muhammar Gaddhafi gegenüber. Man begreift wie schnell sich die Grenze zwischen Rebell und Tyrann, zwischen Staatsmann und Terrorist verschiebt, und vor allem wie sehr diese Wahrnehmung abhängig vom jeweiligen kulturellen Blickwinkel und der aktuellen politischen Lage ist. “Deutsche Arbeiter!” nimmt Bezug auf die fremdenfeindliche Propaganda des Dritten Reichs. Dies geschieht in Anlehnung an die politischen Plakate Klaus Staeks und thematisiert die Veränderung nationaler Identität durch einen sich immer stärker globalisierenden Arbeitsmarkt.
Ein weiterer Teil der Ausstellung sind aktuelle Arbeiten aus dem öffentlichen Raum, deren Transformation in den Galerie-Space mittels einer begehbaren, bühnenhaften Rauminstallation geschaffen wird. Der an Jules Verne erinnernde mechanisch-nostalgische Retro-Futurismus dieser Arbeitsserie ist als humorvoll-ästhetische Betrachtung alltagstechnischer Entwicklungen der Gegenwart zu sehen. Emess entwirft die Vision einer dystopischen Zukunft, deren überambitionierter Erfindergeist zuweilen absurde Blüten treibt.
Emess “Deutsche Arbeiter!”, ATM Gallery, Eylauerstr 13, 9.Juni – 1.August 2014
Eröffnung: Freitag, 6.Juni 2014, ab 19:00 Uhr (Live: die “kleine” Bigband der RADIOSHOW vom RBB, die Ex-Show Kapelle der Kurt-Krömer Show und das menschgewordene KIKAninchen: Udo Schöbel, Michael Deak und ZAM Johnson sind der miniBEATclub!)
(YB)