Ich musste es mir eingestehen: ich hatte ein bißchen Sorge, dass das Konzert ein Fiasko wird. Asap Rocky und andere Rapper haben mich erfolgreich traumatisiert und dafür gesorgt, dass meine Erwartungshaltung hinsichtlich Qualität gen Null geht. Immer wieder aufs Neue die Hoffnung, der Künstler möge sich doch bitte Mühe geben für sein Publikum. Fakt ist leider Folgender: viele Rap-Konzerte sind ihr Geld nur bedingt wert. Oft gefreut, oft enttäuscht. Nicht immer ist das des Künstlers Schuld, auch der Dämon Tonmann zieht da gern seine Fäden der mangelnden Befriedigung. Ich setzte viel Hoffnung darin, dass Schooly Schoolersen uns ungleich vieler seiner Kollegen nicht enttäuschen würde. Doch die Sorge ist bei vercräckten Hippies nicht ganz unberechtigt. Dennoch: Er hielt Wort bzw. meine Hoffnung war begründet. Auch der Dämon zeigte sich diesmal nur kurz in Form fehlenden Basses während der ersten 2 oder 3 Tracks. Soundtechnisch kam das dann so Heimboxenmäßig rüber. Glücklicherweise nur für die ersten Tracks.
Pünktlich waren sie auch schon wieder alle. Ist das eigentlich das Schmankerl, mit dem weniger gute Konzerte sich noch schön reden lassen? „Immerhin war er pünktlich….“. Das ist nämlich eine der positiven Rapkonzert-Entwicklungen. Auch Schoolboy Q bzw. sein Support Isaiah Rashad waren, trotz anschließender Topleistung, pünktlich. Manchmal kann man scheinbar doch Alles haben. Was will man also mehr? Nunja, nörgeln auf hohem Niveau ist ja immer drin, da sind wir (die Deutschen) und ich (als Repräsentant) ganz groß drin. Ich hätte z.B. gerne Fotos gemacht. Aber der Tip des Securitys meinen Fotopass immer schön sichtbar zu tragen, stellte sich als riskant heraus. Andere wollten wohl auch Fotos machen. Ergo: ich wühlte mich mit Pass bewaffnet erfolgreich durch die Masse nach vorn, doch angekommen am Ziel war nur allein…diebisches Gesindel! Aber ich hätts wohl ned anders gemacht… Außerdem is das ja eh eher nebensächlich, schließlich hat das eh Nichts mit dem Konzert zu tun, erklärt lediglich fehlende Fotos .
Also, auf geht’s: Quincys Auftritt ging ohne großes vorheriges Anteasen oder sonstirgendetwas vonstatten- Bumm, Beat rein und auf einmal war er da. Find ich persönlich ja großartig sowas! Dann der erwähnte Nicht-Bass…nicht Schoolboys Schuld, alles gut, keine bösen Gefühle, aber erste Sorgen über den weiteren Verlauf des Konzertes machten sich breit. Q gibt zum Einstand gut Gas, noch mehr, da er ja mauen Sound überbrücken muss. Nach einsetzen der wohligen Vibrationen des Basses konnte man sich da ein wenig zurücklehnen. Playback richtets schon. Auch so ne Rapneuerung: mehr Show, weniger Live-Rap. Passt evtl. bei den Backstreetboys (ja, andere Generation!) und Lady Gaga, aber bei Rappern?!
Wieder die Sorge: bleibt das jetzt so? Spaß hats ja trotzdem gemacht, das ist wohl der Vorteil, wenn man saftige Beats und im Allgemeinen taugliche Tracks hat. Die Mucke stimmt ja eh, live oder nicht. Der Sound is auch dicker als zuhaus. Also an sich alles gut, könnte man meinen. Noch 1000x besser aber, dass es sich tatsächlich lediglich um eine Erholungspause handelte: das letzte Drittel des Konzerts gings nochmal richtig los! Und dann wird doch deutlich, dass das Ganze doch noch mehr Spaß macht, wenn der Bühnen-Protagonist auch richtig abgeht (Zitat anonymer Mensch hinter mir: „Wie hält der Fette das überhaupt durch?“).
Ich hätt mir noch mehr ältere Tracks gewünscht, aber wer bin ich schon- Die Tour hieß Oxymoron, der neueste Album auch. Abgesegnet…Quasi auch hier alles richtig gemacht. Im Anschluss ans Konzert dann direkt Rausschmiss. Auch nicht Quincys Schuld. Er hat alles richtig gemacht. Wie sagt man heutzutage so: No Homo…aber ich mag ihn. Also seine Mucke. und seine Videos. Und jetzt auch seine Konzerte. Ich will mehr! Jederzeit!! Mit Vergnügen!!!
(YB)