First night in Bangkok

Suvarnabhumi International Airport, Bangkok. Übermüdet steige ich aus dem Flieger. Die heiße Luft schlägt mir mit hundert Vorschlaghämmern entgegen. Die extreme Hitze nur eine kleine Kostprobe, dann habe ich die klimatisierten Hallen des Flughafengebäude erreicht. Aus dem Berliner Schnee in 30 Grad plus und ich rieche schon den modrigen Duft in der Luft von viel grüner Vegetation. Ein Polizist der den Augenkontakt scheut, hämmert mir den Stempel in den Pass und weiter über Rollbänder zur Gepäckausgabe, entreiße ich meinen Rucksack dem Drehwurm, und hinaus durch den Zoll und hinein in die Hochbahn, hinweg aus dem Abseits des Flughafens. Meine ersten Eindrücke von den Thais, ein Mädchen in Uniform sitzt mir gegenüber, blinzelt mir zu, sie trägt an jedem kleinen Zehen einen silbernen Ring, die nackten Beine extrem behaart – der Vergleich mit einer Wölfin kommt mir in den Sinn. Trotzdem sieht sie verdammt gut aus, wie alle Mädchen hier. Leider habe ich viel zu schnell die Endstation erreicht, steige aus der Bahn, verliere die Schönheit der Wölfin aus dem Blick, für immer, gekommen, gegangen.

Will den Bus 59 nehmen, aber woher nehmen in diesem unübersichtlichen Gewühl aus Automobilen, in dem mehr Stillstand zu herrschen scheint als Bewegung. Ist laufen etwa schneller?
Ich entscheide mich für eine Taxifahrt, handele hart um den Preis, so wie man es immer macht, und der Fahrer gibt nach, ich gebe nach, zahle sicherlich trotzdem eine Fahrt zum Mond. Mein Taxifahrer schweigt eisern, fährt Zickzack, vorbei an goldenen Statuen, dann stehen wir wieder eine Unendlichkeit an roten Ampeln – dabei bläst mir die Klimaanlage ordentlich ins Gesicht, zerrt den letzten Rest Energie aus mir heraus. Wir halten, urplötzlich, im Halteverbot, haben die Khao San Road erreicht, legendäres Backpacker-Eldorado. Die Polizei erscheint, gibt dem Fahrer ein Ticket, ich verschwinde schnell, will die Strafe nicht bezahlen und tauche in der gesichtslosen Touristenmasse unter.

Khao San Road

Das erste Guesthouse ist meines. Budget ist der Name des Hotels, also genau richtig. Die dicke Frau überreicht mir die Schlüssel, es ist eine Absteige, zwei Betten, harte Matratze, ein Ventilator, Neonlicht, ich schlafe erschöpft ein. Schlafe. Schlafe…

Erwache in einer neuen Welt. Wo bin ich? Fühle mich komplett verloren, fehl am Platz, die Zeitumstellung hat mir meinen Tag geklaut, wer bin ich, was bin ich, fünf Mark ins Schweinchen. Ist das hier etwa Bangkok? Und ich mittendrin?
Raus aus dem Hotel, auf die Straße, die Hitze killt, killt, killt mich und zwingt in die Knie. Setze mich auf den Randstein, dort wo die Penner leben und schaue auf den unendlichen Strom aus Touristen, Autos, Rikschas, Thais und Verkäufer. Frösche quaken, werden verkauft, Essen verkauft, bunte Handbänder verkauft, gefälschte Ausweise verkauft.
Meine Seele ist noch längst irgendwo auf dem Weg, mein Körper aber schon hier. Ich hinke. Kann mich nirgends festhalten, alleine. Zurück ins Zimmer. Es wird dunkel. Viel zu früh. Der Tag dahin, aber die Nacht bringt etwas Abkühlung. Wieder hinaus ins Freie, laute Bässe schlagen mir entgegen, am Straßenstand was essen, auf einem winzigen, weißen Plastikstuhl sitzen, die Menschen beobachten, bemerken, dass man gut mit Stäbchen essen kann, die Plastikgabel in der Hosentasche nur Zierde. Und die vielen Neonlichter der Khao San Road blinken wild, der Modergeruch kitzelt in der Nase. Also Bier, immer Bier, etwas Betäubung der Sinne, und mir gegenüber sitzt eine hübsche Amerikanerin, blickt mir tief in die Augen, immer und immer wieder, ein Lächeln, zwei Lächeln, wieder die Frösche, dann der Bettler, der mir schon so oft über den Weg gelaufen ist mit seinen nicht vorhandenen Beinen. Ich stehe auf, muss mich bewegen, mehr Bier kaufen, hinweg von der Khao San Road, Touristenmoloch pur. Seitenstraßen anpeilen, dann die Hauptstraße, mit den Einheimischen die viel befahrene Straße überqueren, sich treiben lassen in der nun angenehmen Hitze. In den 7/11, mein erstes Singha Bier kaufen, und mich neben den Penner setzen und trinken. Die elenden Berliner Rückenschmerzen schwinden, haben nie existiert, bin nun hier, zwar betrunken, aber ich bin hier. Ich habe mich überwunden, alle Zweifel getötet, mich auf den Weg gemacht in ein neues Abenteuer. Das Gefühl vom Anfang eines neuen ungewissen Lebens. Was bringt der Morgen, was bergen die Straßen von Bangkok für Geheimnisse? Ich werde und muss alles erkunden, zwar mit dem Jetlack in den Gliedern, aber besser als in Berlin im Hochbett liegen und im grauen Winter auf Raten sterben.

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