'Category Archives: Gesellschaft Gesellschaft

Hipster Cup 2014

10460449_489452241200462_2789217045473183368_nHipster…sie sind scheinbar überall, scheinbar ist nahezu jeder in Berlin einer, scheinbar mag sie aber keiner. Ziemlich paradoxe Kombination von Fakten. Ich habe bis heute noch nicht ganz richtig verstanden, was ein Hipster ist. Scheint eine Mischung aus bestimmten modischen Accessoires (Mate-Flasche, Bart, Fensterglasbrille, Beutel) und einer recht gesinnungslosen, trendorientierten Langweiler-Attitude zu sein. Ich glaub früher hätte man das einfach Pseudocool genannt. Heute kommt Mode dazu. Ich weiß nicht, ich bin irritiert, ich muss noch viel lernen!

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Dinge & Angelegenheiten. Die neue Kolumne von Stephan Urbach. Heute: Fensterrentner

by Lukas Martini

Es ist so weit, ich bekomme Platz im BLANK Magazin für eine Kolumne. Ich bin nicht witzig oder besonders tiefsinnig. Ich habe keine Ahnung von Popkultur oder Musik. Ich bin 33 Jahre alt und habe blaue Haare während ich meinem normalen Beruf nachgehe. Ich rege mich zu viel auf und habe bestimmt Bluthochdruck. Ich habe für fast alles kein Verständnis. Mein psychologisches Alter ist 80 und wenn ich mal wirklich so alt bin, möchte ich Fensterrentner werden. Ich werde nicht über Berlin schreiben, denn ich komme vom Land und habe keine Ahnung von der Großstadt. Ich bin also offensichtlich völlig normal und ich schreibe über Dinge, die mich interessieren und Angelegenheiten, die mich nichts angehen.

Den Berufswunsch Fensterrentner habe ich von einem meiner Freunde. Jonas ist der beste Fensterrentner, den ich kenne. Unter 35, wohnhaft im Erdgeschoss. Eine Studierenden-WG mit im Haus, die sich gerne im Garten aufhält. Ideale Vorraussetzungen, um sich in Unverständnis zu ergehen. Stellt euch vor, Jonas sitze zu Hause und will nur seine Ruhe haben und plötzlich sind da ein paar junge Menschen im Garten, die Popmusik hören, Becks Lime trinken und Frisbee spielen. Um da Feindbild zu vervollständigen tragen sie auch noch den Kragen des Poloshirts hoch gestellt. Die Popmusik dringt durch das offene Fenster (denn bei Jonas ist es warm und er muss es zumindest kippen) und Jonas, ja Jonas, weiß was zu tun ist: Techno. Laut. am besten aus den späten 90ern. Musik, die wir damals hörten, nachdem wir Drogen genommen hatten. Dazu steht er im Bademantel in Shorts auf der Terrasse und fuchtelt mit dem imaginären Krückstock. Sollte die Frisbee bei ihm landen ich bin mir sicher, er wird sie fangen und einfach nicht mehr herausgeben. Die jungen Leute sollen ihn halt mit ihrem Kram in Ruhe lassen. Ich würde an seiner Stelle genauso handeln, würde schimpfend am Fenster stehen und Menschen verscheuchen. Jonas und ich haben ausgemacht, dass ich ihn irgendwann besuche und wir dann beide im Bademantel auf der Terrasse stehen und mit dem Krückstock fuchteln, wenn die Jugendlichen mal wieder im Garten sind, ihre Kragen hochstellen und Popmusik aus dem Radio hören.

Und manchmal, wenn ich auf meiner Couch sitze und Kaffee trinken, unglaublich viel Zigaretten in meine Lunge pumpe und so tue, als würde ich messerscharf nachdenken, dann dämmert es mir: Ich bin alt. Ich bin verdammt alt. ich bin mindestens so alt wie mein Großvater und meine Großmutter zusammen. Ich habe weniger Verständnis als die beiden. Für alles. Ich habe kein Verständnis für Falschparker, für Gartenzwerghasser oder dafür, wenn Menschen ihren Kragen hochstellen. Ich verstehe die „jungen“ Leute nicht, die oft nur zwei, drei Jahre jünger sind als ich. Ihre Musik, ihren Kleidungsstil ihren Filmgeschmack. Dann dämmert es mir. Nicht sie sind das Problem. Ich bin es. Ich bin in alternativen Subkulturen groß geworden. Mit den Punks, den Grufits und bei den Pen&Paper-Rollenspielern. Bei Geeks und Nerds. Ich habe mich nie für den Mainstream interessiert. Ich habe es mir in meiner Nische gemütlich gemacht, damals in den 90ern. So sehr, dass ich immer noch darin stecke. „Früher (damit meine ich ich 1995 bis 1998) war alles besser“ könnte von mir stammen und dann erwische ich mich dabei, wie ich genau das sage. Ich bin nicht besser als die Reaktion, die ich ja so verachte.

Mir fehlt die geistige Flexibilität, einfach mal an zu erkennen, dass Menschen sich heute anders kleiden, anders sprechen und Subkulturen sich auch verändern. Nur weil es „meine“ ist, heißt dass nicht, dass sie sich nicht verändern darf. Manchmal passt mir eine Änderung nicht aber ist auch mein Problem – ich kann mich darüber aufregen oder es verdammt noch mal akzeptieren, dass Gruftimusik oder auch Punk heute anders klingen als damals, dass sich Inhalte verschieben und nicht mehr die „wahre reine Lehre“ gelebt wird. Den heute ist sie eh anders als damals und verdammt noch mal Stephan, du bist keine 16 mehr und musst dich wirklich nicht darüber definieren, was in den 90ern passiert ist!

Ich bin 34 und manchmal dann doch schon 80. Ich werde das ändern. Gleich, nachdem ich vom Fenster weg bin und mein Kissen verstaut habe. Dann werde ich das Fenster schließen, den Baum ansehen und mich fragen, mit wem ich da im stillen Hinterhof eigentlich die ganze Zeit geschimpft habe. Vermutlich mit mir.

Photo: Lukas Martini

Krautreporter – Aller Anfang ist schwer

krautreporter

Viel haben sie vor. Das ist immer so wenn sich Menschen zusammenfinden und sich in Aufbruchstimmung begeben. In dem Fall sind es mehr als zwanzig mehr oder weniger junge JournalistInnen und AutorInnen, die sich zusammengefunden haben um eine Plattform zu zimmern, auf der sie Freiheiten, Möglichketen und Mittel haben, die der klassiche Print-Journalismus in der Form nicht mehr bietet bzw. einer neuen Generation vorenthält.

Sechzig Euro soll das Jahresabo kosten und damit der Zugang zu exklusiven Geschichten, Reportagen, Berichten und anderen journalistischen Textformen und -formaten. Vergessen wir nicht, wir befinden uns am Anfang. Was genau passiert, wie sich Dinge entwickeln, who knows. Doch während alle etablierten Medien, Medienmenschen und Beteiligten seit Ewigkeiten über kostenpflichtige, digitale journalistische Inhalte diskutieren, gehen die Krautreporter wenigstens mal ein paar Schritte in diese Richtung. Nicht frei von Fehlern, mit großer Angriffsfläche und Mut zum Risiko (denn Scheitern ist auch hier eine legitime Option). Der Neid ist Ihnen sicher, aber Neid und Reflexbisse sind ja digitaler Zeitgeist. Lobo findet es nicht so gut. Schirrmacher findet es gut. Auf Twitter wird aufgrund fehlenden Autorenanteils mit Migrationshintergrund der Krautreporter zum Kartoffelreporter und auch Feministinnen bemängeln den geringen Anteil weiblicher Beteiligung. Aber das entspricht einer mittlerweilen schon fast klassischen Aufgabenverteilung.

Wir finden, Krautreporter sollten unterstützt werden. Man muss sich nicht mit jedem einzelnen Krautreporter identifizieren. Man muss nicht alle Beteiligten mögen. Aber man kann sich mit auf den Weg machen, neue Wege zu finden, wie Geschichten erzählt werden können, ausführlich recherchiert, unabhängig in Haltung und Anspruch und über ein Medium kommuniziert, das eigentlich noch genaus so jung ist wie die Krautreporter selbst.

Alle Infos zum Magazin Die Krautreporter, zum aktuellen Stand des Crowdfundings (läuft bis zum 9. Juli) und wie ihr Euer Geld dafür loswerden könnt oder jemandem ein Abo schenkt, findet ihr hier.

“Deutsche Arbeiter!”

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Emess ist eine coole Sau. Das zu sagen, fällt mir nicht schwer. Erstens hatte ich das Privileg, ihn persönlich kennenzulernen. Zweitens, und das spielt eine viel größere Rolle, kannte ich ihn schon vorher durch seine Kunstwerke. Die ersten Dinge, die ich erspähte und ihm zuordnen konnte, waren Schablonen. Gepixelte Gesichter und Soldaten, die sich abseilen. Es folgten diverse gleichermaßen liebenswerte, wie kritische öffentliche Installationen: pinke Spielplätze, die nicht zum spielen gedacht sind, verkehrtherum gekreuzigte, lebensgroße Jesusfiguren, Melodien spielende Vogelhäuschen mit Windrad. Alles Grandios!

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Twitter ist orange.

„Was genau geht da schon wieder vor sich?“ So oder so ähnlich, muss es den durchschnittlichen Twitteruser_innen gehen, wenn wiedereinmal irgendetwas durch ihre Timeline huscht, was ganz schrecklich dramatisch klingt und mit der Piratenpartei zusammenhängen zu scheint. Meist zu erkennen an entsprechender Verschlagwortung, in den meisten Fällen durchaus humorig, wenn denn überhaupt verständlich. So steht das Hashtag #bongs für den zweiten Piratenparteitag in Bochum 2012. Die Herleitung dazu gestaltete sich folgendermaßen: Im Frühjahr 2011 gab es einen Parteitag in dem beschaulichen Städtchen Heidenheim in Baden-Württemberg. Unter dem Druck von 140 Zeichen und dem digital-bourgeoisen Bedürfnis sich über Kleinstädte zu belustigen wurde das Hashtag #dings geboren. Der Parteitag 2010 in Bingen wurde nachträglich mit #bings versehen. Beim zweiten Parteitag 2011 in Offenbach wurde das Hashtag #offenbings etabliert. #neubings steht für den Parteitag in Neumünster zu Beginn 2012. Schließlich #bongs für den Parteitag 2012 in Bochum. Meme, also kulturelle Sinneinheiten, verändern sich nach evolutionären Kriterien. Sie mutieren, werden selektiert und variiert. Macht es für Außenstehende jedoch nicht leichter ihnen zu folgen.

Und auch wenn die Tweetflut an Parteitagen der orangenen Problempartei, wie twitterfreudige Nicht-Mitglieder sie auch mal zu nennen pflegen, besonders dramatisch ist: Das deutsche Twitter ist das ganze Jahr von Piratenmitgliedern dominiert, die das Parteigeschehen kommentieren, meistens so, dass nicht-Parteimitglieder kaum verstehen können, was da eigentlich kommentiert wird. Twitter ist Teil der Parteifolklore und alle müssen zuschauen oder mitmachen. Oder sind zumindest gezwungen es zu ignorieren. Doch wie konnte das passieren? Weiter weiter lesen

Geklärt, wer fährt?

Geklärt, wer fährt? Nein? Dann wird es höchste Zeit: Jedes Jahr ereignen sich 40.000, bei denen Alkohol mit am Lenkrad saß, viele davon mit tödlichem Ausgang. Beim weltweit größten Bierproduzenten Anheuser Busch-InBev steht die Frage “Geklärt, wer fährt?” im Mittelpunkt ihrer gleichnamigen Botschafterkampagne. Das Ziel: 0,0 Promille für den, der die Posse wieder heim kutschiert.

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Das Spannende: Statt die Zielgruppe mit einer weiteren “Don´t drink and drive”-Großplakatierung zu langweilen, setzt der Konzern lieber auf Aufklärung durch die authentischsten Testimonials, die eine Botschaft haben kann: Anstatt von oben herab zu belehren, werden die besonders anfälligen und gefährdeten 18 bis 25 Jahre alten Feierwütigen in Workshops von Gleichaltrigen über die Gefahren aufgeklärt. Botschafter mit dem gleichen Horizont, der gleichen Sprache, den gleichen Erfahrungen – näher dran, glaubwürdiger und effektiver kann keine Kampagne sein. Und die Aktion kommt an: Startete das Programm 2010 noch mit 20 jungen Botschaftern, sind seit 2011 jeweils 100 von ihnen im Einsatz, um “Geklärt, wer fährt?” fest in die Vorbereitungen für einen gelungenen, ausgelassenen Abend zu integrieren.

2014 wird die Botschafter-Kampagne nun noch einmal auf ein neues Level gehoben: Unter den zehn Botschaftern mit den meisten Workshops wird ein BMW 1er verlost, dazu werden die Ehrenamtler mit der besonderen Mission für ihr Engagement und erreichte Zwischenziele mit “Money Can´t Buy”-Prämien belohnt: Tickets für ausverkaufte Events, Meet & Greets mit Künstlern, VIP-Eventtrips und Einkaufsgutscheine. Um noch mehr verantwortungsvollen jungen Menschen das Mitmachen zu erleichtern, wurde inzwischen die Webseite www.geklaert-wer-faehrt.de an den Start gebracht – und anUser-Bedürfnisse und Surfgewohnheiten angepasst. Wer dabei sein will, findet hier alle Infos zu “Geklärt, wer fährt” – und kann sich schlau machen, wie er sich als Botschafter für 0,0 Promille bewerben kann. Der Erfolg der Aktion ist gewaltig: Nach 8 Wochen mehr als 1 Million Zugriffe und sage und schreibe 3.000 Bewerbungen. Und es werden immer mehr… Dabei sein ist wirklich alles.

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Die Kunst der Behauptung: “Über Arroganz, Arschlöcher und mich” von Johannes Finke

Kennst Du das? Die Scham ist zuweilen grenzenlos. Die Frage ist doch wirklich, wie unwillig man sein muss, wie ignorant und fehlgeleitet, wenn man sich damit ab- und zufriedengibt, das eigene Ego als Nukleus einer Meinungsführerschaft etablieren und trotzdem den weltoffenen Dandydaddy oder die bewußte Frauenrechtlerin spielen zu wollen. Oder beides. Diversität, Yeah! Alles ist möglich.

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Politik der Gefühle. Gefühle der Politik. Politik für Gefühle. Der Streitraum der Berliner Schaubühne in der Spielzeit 13/14

Zum Auftakt der Streitraum-Saison 2013/14, die unter dem Motto “Politik der Gefühle” steht, hatte sich Carolin Emcke, die Kuratorin und zugleich Moderatorin der Reihe ist, am vergangenen Sonntag die israelische Autorin und Soziologin Eva Illouz eingeladen, die sich in ihren Büchern wie “Gefühle in Zeiten des Kapitalismus” und “Warum Liebe weh tut” damit beschäftigt, wie sich Emotionen, Gefühle und Liebe durch, mit und über Kommunikation, Konsum und Kapital verändern. In ihrer aktuellen Veröffentlichung “Die neue Liebesordnung. Frauen, Männer und „Shades of Grey“” arbeitet sie sich am erotischen Weltbestseller “50 Shades Of Grey” und dem heteronormativen Überbau ab. Das garantiert thematische Steilvorlagen für die Bühnensituation und die aufbereitenden Gespräche hinterher.

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In Hellersdorf ist es zu hell

Julia Schramm war in Berlin Marzahn-Hellersdorf, wo derzeit eine unheilige Allianz von Anwohnenden und organisierten Nazis gegen eine Flüchtlingsunterkunft hetzt. Dies ist eine fiktionalisierte Aufarbeitung. Weitere Informationen findet ihr hier: http://infoportalhellersdorf.blogsport.de/

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Fotobeweis Wartezimmer

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Manchmal sind es die Kleinigkeiten, das Unerwartete. Im Transit zwischen Hoffnung und Schmerz, irgendwo in einem gutbürgerlichen Viertel in Berlin, wenn es gutbürgerlich noch gibt. Geht es doch vielmehr um die urbane Hoffnung, die Romantik und um die Zuneigung. Ein weiches Fell. Flausch. Verantwortung lernen und bla bla bla. An der Ampel ein Mädchen mit Geigenkoffer, die sofort tauschen würde. Doch das Geigespielen habe ich selbst schon eingetauscht. Da war ich dreizehn. Und getauscht habe ich die Geige gegen ein Schlagzeug. Richtig gemacht haben es meine Eltern.

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