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Ein Tag in Teheran

Früh am Morgen erreicht mein Nachtbus aus Tabriz die ersten Ausläufer von Teheran. Eine gigantische Stadt eröffnet sich vor meinen Augen, sie scheint mir wie eine riesige Welle an Häusern, die aus den schneebedeckten Bergen des Alborz Gebirge im Norden kracht, um weit in der Ebene im Süden auszurollen. „15 Millionen Einwohner!“ meint Jamal, mein Nebensitzer und fügt hinzu: „Und etwa 3 Millionen Autos!“

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First night in Bangkok

Suvarnabhumi International Airport, Bangkok. Übermüdet steige ich aus dem Flieger. Die heiße Luft schlägt mir mit hundert Vorschlaghämmern entgegen. Die extreme Hitze nur eine kleine Kostprobe, dann habe ich die klimatisierten Hallen des Flughafengebäude erreicht. Aus dem Berliner Schnee in 30 Grad plus und ich rieche schon den modrigen Duft in der Luft von viel grüner Vegetation. Ein Polizist der den Augenkontakt scheut, hämmert mir den Stempel in den Pass und weiter über Rollbänder zur Gepäckausgabe, entreiße ich meinen Rucksack dem Drehwurm, und hinaus durch den Zoll und hinein in die Hochbahn, hinweg aus dem Abseits des Flughafens. Meine ersten Eindrücke von den Thais, ein Mädchen in Uniform sitzt mir gegenüber, blinzelt mir zu, sie trägt an jedem kleinen Zehen einen silbernen Ring, die nackten Beine extrem behaart – der Vergleich mit einer Wölfin kommt mir in den Sinn. Trotzdem sieht sie verdammt gut aus, wie alle Mädchen hier. Leider habe ich viel zu schnell die Endstation erreicht, steige aus der Bahn, verliere die Schönheit der Wölfin aus dem Blick, für immer, gekommen, gegangen.

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Nachts(ch)icht Marrakech

Hat man erst einmal die kleine, mit Eisen beschlagene Eingangstüre gebückt und somit ohne ein Kopfstoßen durchquert, führt rechts eine schmale Treppe zwei Stockwerke hinauf. Dort angekommen, drückt sich ein kleiner Weg um den Lichtschacht des Riad herum und ein paar Eisenstufen hinauf auf den, wie ich ihn nenne, Aussichtsturm. Auf dieser Panoramaterrasse stehen zwei, mit weißem Plastik bezogene Liegen, auf der einen lässt sich Katharina nieder, auf der anderen ich selbst. Der Blick verfängt sich unweigerlich im endlosen Sternenhimmel, man kann den großen Wagen ausfindig machen und sich so in den Himmelsrichtungen orientieren, wobei man sich wahrlich sträubt Richtung Norden zu blicken, weil dort die Kälte des Winters Einzug gehalten hat. Umso mehr genießt man die laue Nacht, nicht zu warm und nicht zu kalt, so dass man keine Jacke über das Hemd ziehen muss.

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Unterm Bodhibaum

An der Endhaltestelle stolpere ich verschlafen aus dem Zug. Es ist noch viel zu früh für klare Gedanken, weshalb ich mir einen Chai kaufe und behutsam daran nippe. Während ich versuche den restlichen Schlaf zu überwinden, werde ich von zahlreichen Rikschafahrer umringt, die mir ihre Dienste zu einen good price anbieten: „Bodhgaya 80 Rupees, only!“ Weiter weiter lesen

Der Zorn der Götter

Die Kumbh Mela, das größte Pilgerfest der Welt in der indischen Stadt Allahabad, hatte mich ordentlich runter gerockt. Der nächtliche Qualm der Feuer, in die vom Plastikmüll, über Scheiße, bis hin zu Leichname alles geworfen wurde, und sich der Qualm dann wie ein Leichentuch über das gigantische Zeltlager legte, hatte nicht nur meine Lungen verätzt, nein, er hatte mich förmlich von dem Gelände der Kumbh Mela geräuchert. Flucht ins nahe Varanasi war die einzige sinnvolle Lösung gewesen.

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Nacht in Nepal

Im Oktober 2010 verabschiedete der Bundestag das neue Atomgesetz, welches die Laufzeit der deutschen Kernreaktoren um durchschnittlich 12 Jahre verlängerte. 100 000 Bürger gingen daraufhin auf die Straße, um gegen die Laufzeitverlängerung und der Atomkraft im allgemeinen zu demonstrieren. Ein menschlicher Lindwurm bahnte sich den Weg durch Berlin, um den Bundestag zu umzingeln. Aber Angela Merkel juckte das einen Scheiß und aß genüsslich ihre Roulade mit Kartoffeln, während vor ihren Toren die Menge frustriert abzog. Kurz darauf, am 11. März 2011 bebte die Erde vor Japan und ein Tsunami überrollte das Atomkraftwerk von Fukushima. In Block 1 bis 3 kam es zur Kernschmelze, der radioaktive Gau war perfekt. Große Mengen an radioaktiven Material wurden freigesetzt.

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Durchs Niemandsland

Das Niemandsland. Ein nicht besiedeltes Territorium. Land, das keiner besitzt, kein Unternehmen oder Privatmann. Ein staatenloses Stück Erde. Meistens als Pufferzone zwischen verfeindeten Staaten, um Aggressionen zu drosseln.

In der Abgeschiedenheit der großen Wüste, zwischen der Westsahara, die seit dem Abzug der Kolonialmacht Spanien umkämpft und schlussendlich von Marokko annektiert wurde, und der Islamischen Republik Mauretanien, offenbart sich die ganze Trostlosigkeit eines solchen Nicht-Ortes. Eine vier Kilometer breite, seit dem Krieg zwischen Marokko, Algerien und Mauretanien mit Personen- und Fahrzeugminen verseuchte Demarkationslinie. Ein nicht zu umfahrendes Hindernis auf dem Weg von Marokko nach Dakar, der Hauptstadt des Senegal, in der mein Reisebegleiter Alex und ich unser Auto verkaufen wollen, um so die zweimonatige Reise von Berlin nach Schwarzafrika finanzieren zu können.

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Im malaysischen Dschungel

Der US-Amerikaner Jim Thompson ist eine der schillerndsten Figuren Südostasiens. Seines Zeichens Unternehmer, trug er wesentlich dazu bei, die thailändische Seiden- und Textilindustrie durch maschinelle Fertigung zu revolutionieren. Sein ehemaliges Wohnhaus, ein traditionelles thailändisches Holzhaus am Saen Saeb Khlong in Bangkok, ist bis heute ein Besuchermagnet.

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Toro Embolao

Laut zischend steigt die Feuerwerksrakete dem Himmel entgegen, zieht einen Schweif Pulverqualm hinter sich her und explodiert mit einem lauten Donnerschlag. Das unverkennbare Zeichen, der 500 Kilogramm schwere Stier wird freigelassen und durch die engen Gassen und Straßen in die Stierkampfarena getrieben, in der er schließlich getötet werden soll. Männer werden ihren Mut beweisen, indem sie kurz vor dem Stier rennen, einziges Hilfsmittel zu Abwehr wird eine eingerollte Zeitung sein. Es ist Karfreitag, und wie jedes Jahr wiederholt sich die Toro Embolao in dem weißen andalusischen Dorf Vejer de la Frontera aufs Neue.

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Um das Spektakel besser beobachten zu können, habe ich mir einen sicheren Platz auf einem der Flachdächer errungen, von wo aus man einen guten Blick auf die Hauptstraße hat. Ich schaue auf die Männer hinunter, die ungeduldig von einem Bein auf das andere hüpfen und lausche den Klängen einer Blaskapelle, die spanische Volkslieder trompetet. Frenetischer Beifall brandet auf und um die Ecke hetzen die ersten Läufer, schwer schnaubend als wäre ihnen der Tod persönlich knapp auf den Fersen.
Der Tod ist in diesem Falle der Stier mit einer halben Tonne purer Muskelmasse, die direkt vor meinem Aussichtspunkt zum stehen kommt. Die blank polierten Hörner des Bullen blitzen im Sonnenlicht, sie sind lang wie der Unterarm von Hulk und so spitz, dass er damit Atomkerne spalten könnte. Zwei Männer hangeln sich zum Schutz auf einen Balkon, andere flüchten die Straße hinunter. Betrunkene locken den Stier mit roten T-Shirts in den Händen, dieser setzt zur Jagd auf seine Peiniger an und keine Sekunde später ist er meinem Blickfeld enteilt.

Um vielleicht noch mehr Einblicke erhaschen zu können, klettere ich vom Dach hinunter und durch die Eisenstangenabsperrung auf die Hauptstraße. Zusammen mit Einheimischen eile ich erwartungsvoll Richtung Stierkampfarena. Doch Lärm brandet auf, kurz darauf kommen uns schwer atmende Männer entgegen. Ich drücke mich an eine Hauswand, während die anderen Schutz hinter den Absperrungen zu einer Seitenstraße suchen.
Ganz klar, der Stier hat auf dem Weg zum Schafott eine Kehrtwendung vollzogen und hetzt nun die Hauptstraße zurück. Doch anstatt sofort zu flüchten, bin ich vom Anblick seiner majestätischen Anmut, von dem Spiel der Muskeln, seinem Todeskampf und dem Willen zu überleben so fasziniert, dass ich wie gelähmt bin. Der Koloss zieht mich magisch in seinen Bann und ist nur noch etwa 50 Meter entfernt. Menschen schreien, aber ihre Rufe dringen wie aus einem anderen Universum zu mir durch.

Dann geschieht das Erstaunliche. Der anstürmende Koloss hält im Kollisionskurs abrupt inne. Seine Hufe schlittern über den Asphalt, etwa zehn Meter vor mir kommt er zum stehen. Er hebt seinen wuchtigen Kopf und starrt mir mit allzu großen Augen entgegen. Ich blicke direkt in die Iris und erkenne in diesem kurzen Augenblick die Traurigkeit darin, sein Leid, die Tränen und den Schmerz über die Grausamkeit, die ihm hier angetan wird. Dann senkt er seinen Kopf und die Hörner verkörpern den Tod, die Schuld, Krieg, Gewalt und Hölle. Eine extreme Furcht überrollt mich, die mich unbewusst zum Handeln zwingt. Flucht ist der einzig überlebende Gedanke, ich will nur noch fort von hier, ganz weit weg von dieser Stadt.

Der Stier scharrt mit dem rechten Vorderhuf über den Boden, Funken sprühen, aus seinen Nüstern qualmt der Atem. Eine halbe Tonne Gewicht setzt sich in Bewegung, die zwei Hörner zeigen genau auf mein wild pochendes Herz. Und alles geht ganz schnell. Ich mache auf dem Absatz kehrt und hetze mit einer mit unbekannten Geschwindigkeit dem Gatter entgegen, hinter dem sich die entsetzte Menge verschanzt hat. Mit einem gewaltigen Satz springe ich auf eine der Eisenstangen und katapultiere meinen Körper über die Absperrung. Just in diesem Moment höre ich den Stier unter mir ins Eisen rammen. Es kracht laut, die Eisenstangen ächzen unter der Macht des Ansturms. Die Menge weicht zurück, ich fliege zu Boden und rolle mich über die Schulter ab. Mehrere Arme heben mich auf, jemand klopft mir erleichtert auf die Schulter.

„Mein Gott, ich lebe noch!“ rauscht es mir durchs Gehirn. Einen kurzen Augenblick waren der Stier und ich eine Seele, ein und dasselbe Geschöpf unter der Sonne der Lebenden. Meine Person allerdings darf weiter existieren, auf den Stier wartet nur noch der Tod. Der Sensenmann in Gestalt eines Toreros kappt alle Verbindungen, nichts bleibt zurück.
Und so überrollt mich eine tiefe Trauer und drängt mich durch die Massen zum Ortsausgang. Ich stelle mich an den Straßenrand und recke den Daumen empor. Als ein Auto hält und ich einsteige, um weit weg von dieser Stadt zu kommen, sticht ein Schwert durch den Nacken des Stieres bis hinein ins Herz. Die Menge in der Arena jubelt gierig auf. Der Stier sackt nieder auf die Knie und stirbt.

 

Sex, Drugs & Ecuador

Die Stadt Montañita an der Pazifikküste ist Ecuadors Surferparadies und noch immer ein Geheimtipp unter Eingeweihten. Hierher pilgern Jungs und Mädchen aus der ganzen Welt, die ihr Leben dem Wellenreiten verschrieben haben. So hat sich in Montañita eine Infrastruktur entwickelt, die glücklicherweise noch nicht massenkompatibel und so für den Pauschaltouristen uninteressant ist. Bambushütten wurden zu Herbergen und Bars umgewandelt, die meisten Straßen sind nicht asphaltiert und am Strand kann man noch in Ruhe im Schatten einer Palme dem Meeresrauschen lauschen.

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