Aus unvorstellbaren Gründen hat sein Roman zunächst keinen Verlag gefunden. So debütierte Jonas Lüscher mit einer Novelle. Und diese Geschichte über ein hedonistisches Fest mit Knalleffekt ist ein Juwel. Vollkommen zu Recht auch für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Einige der besten Zeilen:
Hinter den spiegelnden Scheiben des Reisebusses ließen sich schemenhaft die Gesichter zahlreicher Touristen ausmachen, die teils blass und mit offenem Mund auf die Szenerie starrten, teil ihre Gesichter an die Scheibe drängten und möglichst viel des Schlamassels auf ihre Speicherkarten zu bannen versuchten, damit sich die Geschichte daheim illustrieren ließ.
Ich hatte es mir zum Grundsatz gemacht, undurchsichtige Dinge, die kaum zu verstehen waren und die außerhalb meiner Reichweite lagen, als Anlass zur Sorge auszuschließen, und damit bin ich bis zum heutigen Tag gut gefahren.
Nur weil man etwas erlebt hatte, hiess es noch lange nicht, dass man wusste, was es bedeutete.
Quicky, der sich mittlerweile aller Kleidung, bis auf eine knittrige Chino, entledigt hatte und breitbeinig auf einer Sonnenliege ruhte, reagierte gelassen, schleuderte sein nutzloses gewordenes Telefon mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk in das irisierende Blau des Schwimmbeckens, wo es für das erste Blutvergießen an jenem Tag sorgte, als es nämlich nicht einfach wie ein Stein versank, sondern, seiner flachen Form geschuldet, drei, vier Mal auf der Wasseroberfläche lustig aufhüpfte und schlussendlich der schwimmenden Leiterin einer privaten Kinderkrippe, die bis zu jenem Moment ein bisschen wie Romy Schneider ausgesehen hatte, die Vorderzähne ausschlug.
Roman Libbertz