Dieses Jahr gab es ja kein fußballerisches Großereignis und die Fußballgemeinde fiebert deshalb schon 2018 entgegen, in dem erneut die Fußballweltmeisterschaft in Russland stattfinden wird. Natürlich gibt es dann wieder das allseits beliebte Public Viewing, das 2006 mit der Fußball-WM in Deutschland seinen Anfang nahm. Die Fanmeile in Berlin vor dem Brandenburger Tor ist zweifelsohne noch allen im Gedächtnis. Unter freiem Himmel wurde dort eine riesige Leinwand installiert, auf der Tausende Fußballfans die Spiele der deutschen Nationalmannschaft live miterleben konnten.
Seither hat sich dieses Phänomen vor allem in Deutschland etabliert. Bei einer Befragung zum Interesse an Public Viewing im Jahr 2016 gaben über 16 Millionen Menschen an, sich für den Besuch solcher Veranstaltungen zu interessieren. 2012 waren es noch rund 2 Millionen weniger. Heutzutage werden nicht mehr nur große Sportevents auf diese Weise angeschaut, sondern zum Beispiel auch der Eurovision Song Contest. In Deutschland fand man schnell einen Namen für diesen neuen Trend: Public Viewing.
Alles begann 2006 mit der Fußball-WM
Als die Fußball-WM 2006 in Deutschland ausgerichtet wurde, war schnell klar, dass die Anzahl der verkäuflichen Tickets für die Spiele in den Fußballstadien für die Masse an Fans niemals ausreichen würde. Deshalb beschlossen zahlreiche Städte und Dörfer, große Leinwände aufzustellen, die es Hunderten, manchmal sogar Tausenden ermöglichen sollte, die Fußballspiele kostenlos und in Gesellschaft Gleichgesinnter anzuschauen. Diese damals noch neuartige Form der Veranstaltung wurde dann als Public Viewing bezeichnet.
Für diesen neuen Typ von Event wurde dann auch das deutsche Wort ‚Rudelgucken‘ erfunden, das es sogar in den Duden geschafft hat. Bei der Fußball-EM 2016 in Frankreich gab es dann schon Public-Viewing-Veranstaltungen in allen größeren Städten. Beliebte Orte fürs Public Viewing waren zum Beispiel das Brandenburger Tor in Berlin, das Heiligengeistfeld in Hamburg, der Olympiapark in München, der Roncalliplatz in Köln, die MainArena in Frankfurt, die Gilde Parkbühne in Hannover, das Stadtwerke Düsseldorf Fanstadion, der Elbgarten in Dresden, der Bayrische Bahnhof in Leipzig und der Taubenschlag in Bremen. Auch bei der Fußball-WM 2018 wollen die Städte und Gemeinden wieder für ausreichend Public-Viewing-Möglichkeiten sorgen. Während solcher Sportgroßereignisse, wie dem Fußball Live Event des Jahres 2018, der Fußballweltmeisterschaft in Russland, scheint auch die Lust auf Sportwetten zu steigen. Wettbüros bestätigen, dass sie während dieser Zeit mehr Wetten entgegennehmen als sonst.
Public Viewing nicht nur bei Sportevents
Den Deutschen machte das Erlebnis, mit anderen gemeinsam Sportveranstaltungen anzuschauen, so viel Spaß, dass Public Viewing nun auch für fast alle anderen großen und kleinen Events auf der Tagesordnung steht. Zum Beispiel zieht der jährlich stattfindende Eurovision Song Contest große Gruppen begeisterter Zuschauer an. Als der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf stattfand, schauten sich das Spektakel über 5000 Menschen auf der Hamburger Reeperbahn an.
Bars und Restaurant werden seitdem auch regelmäßig zu Treffpunkten für Fans, um Kultserien im Fernsehen, wie die Krimireihe den Tatort oder bestimmte Telenovelas, zu schauen.
Was macht das Rudelgucken so aufregend?
Public Viewing ist eine ausgezeichnete Alternative für all diejenigen, denen es nicht möglich ist, live bei einem Sportevent oder Konzert dabeizusein. Sei es, weil die Tickets ausverkauft sind, weil es zu teuer ist oder einfach zu weit weg ist. Das gemeinsame Schauen und Mitfiebern lässt den Anschein aufkommen, selbst live mit dabei zu sein, da die Atmosphäre fast dieselbe ist. Britta Ufer geht in ihrer Dissertation über Public Viewing näher darauf ein und hebt hervor, dass das kollektive Jubeln oder Trauern bei einem Sieg oder einer Niederlage des gemeinsam favorisierten Teams ein Zusammengehörigkeitsgefühl auslöst. Bei der Teilnahme an Public-Viewing-Events und dem gemeinsamen Mitfiebern entsteht dass Gefühl, dass man persönlich zum Erfolg der Mannschaft beigetragen hat.
Jeder, der schon einmal ein Event in einer jubelnden Menge, sei es bei einer Sportveranstaltung oder bei einem Konzert, miterlebt hat, weiß, dass Public Viewing bis heute nichts an seiner Faszination verloren hat und auch in Zukunft gerne von Jung und Alt aufgrund des entstehenden Gemeinschaftsgefühls zelebriert werden wird. 2018 wird es dann wieder mit der Fußballweltmeisterschaft soweit sein und dann heißt es erneut: Deutschland vor, noch ein Tor!
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